PERINETKELLER AUFTAUEN

Am Montag, 6. Juli ein sommerliches Intermezzo unter dem Titel BRUS DAY, das die Tradition der tropischen Faulheit des Instituts ohne direkte Eigenschaften punktuell, aber sinnvoll aufhebt, und am Dienstag, 1. September unter dem Titel OHNE GNADE ein Verschnitt von künstlerischen Positionen zu allen Themen das Corona-Wahnsinns – noch stottert der Betrieb in der Perinetgasse 1, dem mit Mythen und Brennholz gefüllten Ex-Atelier von Muehl und Co. Im Juli werdet ihr HIER lesen können, was im dichten Herbstprogramm direkt auf euch zugerichtet erscheint. Schließt euch 135 anderen Abonnentinnen an, die via Homepage die Neuigkeiten im Keller zugepostet bekommen.

Foto: Ludwig Hoffenreich

Mo, 6. Juli 2020: „Brus Day“ – Tag der Kunst im öffentlichen Raum

Am 6. Juli 1965 ging Günter Brus, weiß übermalt, ein schwarzer Stich von oben nach unten, ein kurzes Stück durch die Wiener Innenstadt. Heute verwendet die Stadt Wien die Fotos von Günter Brus‘ Spaziergangs-Happening in der Kulisse der Hofburg gerne als Dokument des liberalen Klimas, der Aufgeschlossenheit, der Modernität und der Freiheit der Kunst in der Walzerstadt. Kein Wort darüber, dass Brus wenige Minuten, nachdem diese Fotos gemacht wurden, von der Polizei festgenommen und empfindlich bestraft wurde.
Die Kunst muss sich den öffentlichen Raum, der sowieso den Menschen und nicht der Verwaltung gehört, nach wie vor mühsam erkämpfen. Deswegen soll der 6. Juli ab sofort als „Brus Day“, als „Tag der Kunst im öffentlichen Raum“, in des Wortes wahrstem Sinne, „begangen“ werden. MusikerInnen sollen hörbar intervenieren! AutorInnen, wo auch immer, aus ihren Texten lesen! TänzerInnen, SchauspielerInnen, ArtistInnen werden auf öffentlichen Plätzen performen. Bildende werden ihre Staffeleien aufstellen, malen, zeichnen, portraitieren und modellieren. FotografInnen mögen den Tag, an dem sich die Kunst ihren Raum zurückerobert hat, dokumentieren. Das alles in der Öffentlichkeit. Ohne Gnadengesuch, ohne Behördenschikane, ohne Anmeldung, spontan!

Di, 1. September 2020: «OHNE GNADE»
Positionen von Künstlerinnen im Umkreis des Perinetkellers zu den Hauptthemen des überstandenen Frühling– von A wie Angst bis Z wie Zwangsisolation oder Zumutbarkeit von Überwachung und Kontrolle. Zu dem Gebräu von Musikvideo und Live Musik, bildender Kunst und Performance sowie Texte aus Kunst und Politik laden ein: Daniel Böswirth, Klaus Bonazza, Heino Fischer, Andrea Hiller, Thomas Paul, Sugar Plum, Walther Soyka, laut fragen, Robert Sommer, Zsuzsi Vecsei, Stevie Vukic.
Beginn: 19: 30. Spenden erwünscht.


Der Perinetkeller ist das ehemalige Atelier der Wiener Aktionisten und wird seit Juni 2016 vom Institut ohne direkte Eigenschaften (IODE) ohne Subventionen betrieben. Spenden sind erwünscht. Kein Konsumzwang. Getränke gegen Spenden. Wir raten dringend, ein persönliches Glaserl mitzubringen – andernfalls droht der Plastikbecher. Klo am Platz (ca. 100 m).

 

IODE . Perinetkeller . Perinetgasse 1, 1200 Wien . www.perinetkeller.at
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Oktober 2019 im Keller

Mi 2.10. 19:30 ¿español? türkçe? jandlisch! Durch den Perinetkeller wird nicht nur ein Wort fetzen, das einer spanisch vorkommt, oder einem türkisch, aber doch vertraut wie… konkret eh poesie. Virginia Maza, Hayati Yıldız und Erhan Altan helfen jandlschen Dichtungen, in diese fremde Gefilde überzusetzen und sich trotzdem wohl zu fühlen. Der Stirnscheitelunterschwang wird zum alınperçemgebeşşağı und gar zu el agiteosubenrayafronte. Moderation: Helmut Neundlinger und Klaus Federmair.

Mo 7.10. 19:30 Martin Bachler stellt vor: «Das Wiener Plateau». Es ist das eigentliche Erstlingswerk des schrägen Poetry-Slamers – ein Produkt aus dem Genre der Wien-Romane. Das Motto hat jedoch ein Russe beigesteuert: «Es geschehen gelegentlich Dinge, die keinerlei Glaubwürdigkeit mehr besitzen.» (Gogol).

Sa 12. 10. 14:00 Die Avantgarde am Zentralfriedhof. Die Speerspitzen liegen, verdrängt von »Avantgarde-Routinen« (Thomas Raab), unter der Erde. Vorbei die Revolten gegen die Zeit, vorbei die Versuche einer allgemeinen Kritik des Augenblicks. Wolfgang Koch führt zu zwanzig Vergessenen und Unvergessenen aus den Tagen, als es noch Einfachereignisse gab: Architektur, Austromarxismus, Experimentalfilm, Dichtung, Gesundheit, Medizin, Militär, Politik, Psychoanalyse, Sozialphilosophie, feministische Theologie, Völkergeist. Treffpunkt: Tor II, Simmeringer Hauptstrasse 234. Dauer: 2-3 Std., beschränkte Teilnahmezahl, Anmeldung: robso@chello.at, Ausweichtermin (bei Regen): SA 19.10., 14:00.

Mi 23.10. 19:30 Brechtliederabend: Wer trägt die Spesen? Mit Margot Hruby (Gesang) und Ursula Schwarz (Klavier). Eine Produktion der Experimentaltheatergruppe FLEISCHEREI_mobil im Rahmen des Utopie-Projekts 2019. Die Texte der 30er Jahre sind ums Verrecken aktuell. Versprochen: Es wird ein gnadenloser, der Liebe, dem Zorn und der Poesie geweihter Abend. Anschließend Publikumsdiskussion über Bertolt Brecht.

Do 24.10. 19:30 Das Verschwinden der Glühwürmchen & die Dialektik der Befreiung. Performance. Das langfristig angelegte UTOPIE-Projekt der Theatergruppe FLEISCHEREI_mobil unter der Leitung von Eva Brenner fördert die verschüttete Idee der Utopie, der Visionen einer besseren Gesellschaft zutage. Eva Brenner, deren Team Texte von Herbert Marcuse, Pier Paolo Pasolini und Bert Brecht verarbeitet, hat den Perinetkeller als stimmigen Ort der Premiere ausgewählt. Weitere Informationen unter www.experimentaltheater.com. Vorreservierungen unter: office@experimentaltheater.com, tel: 0699 1 9900952

Mo 28.10. 19:30 Spielt Artmann, spielt Lyrik! Das IODE folgt dem Aufruf der IG Autoren: Nachdem der ORF den Dichter für «bedeutungslos» für die Gegenwart hält, wird dagegenpoetisiert. Der Schauspieler, Autor und Musiker Heino Fischer («H.C. Artmanns Med ana schwoazn dintn hat mir als Jugendlicher eine Welt der Lyrik eröffnet») präsentiert u. a. Vertonungen von Artmann-Texten. Der Autor Daniel Böswirth liest aus allerleirausch und legt die eine oder andere H.C. Artmann-Schallplatte auf, damit nicht nur der Ofen knistert.

Mi 30.10. 19:30 Brigittenau flimmert – Filmschaffende in der Brigittenau. Im Rahmen dieser Filmreihe des Kulturvereins Zwischenraum wird im Keller «Es muss was geben» gezeigt (Dokumentarfilm, Ö, 2010, 104 min. Regie, Schnitt: Oliver Stangl & Christian Tod). Es ist die intelligenteste und beste Filmdoku über die heimische Musikszene, die in diesem Land je gedreht wurde.


Der Perinetkeller ist das ehemalige Atelier der Wiener Aktionisten und wird seit Juni 2016 vom Institut ohne direkte Eigenschaften (IODE) ohne Subventionen betrieben. Spenden sind erwünscht. Kein Konsumzwang. Getränke gegen Spenden. Wir raten dringend, ein persönliches Glaserl mitzubringen – andernfalls droht der Plastikbecher. Klo am Platz (ca. 100 m).

 

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Perinetkeller im Sommer-Koma – Vorschau auf Sebtember

11.9. Film: Die rote Linie (2019). Dokumentation über den ideen-sprühenden Widerstand gegen den Braunkohle-Abbau in Deutschland. Gespräch mit dem Aktivisten Clumsy.

13.9. Doppellesung: Curd Duca und Stefanie Wolff. Neoexpressionistische Kampflyrik.

16.9. Konzert: ander.linger surprise. Mit Stefan Sterzinger und Anna Anderluh.

20.9. Neues Buch: «Finding Hermann Nitsch» von Wolfgang Koch. Thema: Nitschs Theatertheorie. Gutes Befinden vorausgesetzt, betritt Meister Nitsch seit 50 Jahren erstmals wieder den Aktionistenkeller.

26.9.Musik und Doppel-Lesung: SarahBernhard
SarahBernhardt singen Dialektchansons mit Harfe und Ukulele. Sie erzählen Geschichten rund um den inneren, aber auch den äußeren Schweinehund.

29.9 Kabarett: «Aufschneiden», das aktuelle Programm Didi Sommers, der Monolog eines Altbauern. Achtung! Zeit und Ort ungewöhnlich! Beginn: 11 Uhr vomittags. Ort: Gaußplatz. Im Freien. Nur bei trockenem Wetter. Vor dem Lokal des Aktionsradius, Gaußplatz 11

2.10. Spanisch, türkisch, Jandlisch? ÜbersetzerInnen aus drei Ländern über das fast unlösbare Problem, Jandls Gedicht «Heldenplatz» in andere Sprachen zu übersetzen.

Beginn jeweils 19:30. Ort: 1200, Perinetgasse 1. Eintritt frei, um Spenden wird gebeten.


Der Perinetkeller ist das ehemalige Atelier der Wiener Aktionisten und wird seit Juni 2016 vom Institut ohne direkte Eigenschaften (IODE) ohne Subventionen betrieben. Spenden sind erwünscht. Kein Konsumzwang. Getränke gegen Spenden. Wir raten dringend, ein persönliches Glaserl mitzubringen – andernfalls droht der Plastikbecher. Klo am Platz (ca. 100 m).

 

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Pincér, kérek egy pohár zweigeltet! Blauer Montag lett, maradhat?

A zweigelt átkeresztelését javasolják bécsi aktivisták a bor feltalálójának náci múltja miatt, írja az MTI.
A kékszőlő- és vörösborfajtát az osztrák Fritz Zweigelt nemesítette ki 1922-ben a kékfrankos és a Szent Lőrinc fajták keresztezésével az ausztriai Klosterneuburgban. Ő a rotburger nevet adta neki, halála után azonban az előírásoknak megfelelően róla nevezték el.
Az Institut ohne direkte Eigenschaften (IODE) nevű bécsi művésztársaság hívta fel a figyelmet a zweigelt atyjának náci múltjára
ÉS JAVASOLTÁK, HOGY ADJANAK MÁS NEVET A BORNAK, PÉLDÁUL BLAUER MONTAG-OT (KORHELYHÉTFŐ).

Az aktivisták szerint Fritz Zweigelt virtigli náci volt, 1933 áprilisától a nemzetiszocialista párt tagja volt. A háború után uszításért letartóztatták, hat hónapot töltött börtönben.
Robert Streibel történész A felejtés bora című könyv szerzője szerint még várat magára Zweigelt életének és tevékenységének átfogó, tudományos feldolgozása, az eddigi kutatások szerint azonban annak idején lelkesen üdvözölte a német katonák bevonulását Ausztriába, és azon örvendezett, hogy úgymond egyszer s mindenkorra felszámolják „a zsidó spekuláns szellemiséget”.
Egykori helyi ellenállók szerint Zweigelt megakadályozhatta volna egy antifasiszta aktivista kiadatását a Gestapónak.
Az IODE aktivistái felszólították az osztrák borszakmát, hogy nézzen szembe Zweigelt múltjával.
Az osztrák borászat minden más iparágnál jobban hallgat nemzetiszocialista múltjáról
– hangoztatták.
Ausztriában már két borászat is Blauer Montag néven forgalmazza a zweigeltet, februártól pedig egy bécsi vendéglátóhely, a Cafe Vindobona is az ajánlott néven kínálja a terméket.

Oktober 2018 im Keller

Mi 10. 10. 19:30 „Fürth mit th“. Thomas Fürth liest eigene Gedichte, deren Stoff der Welt entnommen ist, und die dennoch die Welt gegen den Kamm scheren wollen. Begleitet wird er von Stevie Vukics und Martin Jakowitsch. Die beiden Köpfe der Band „Westblock“ untermalen die Gedichte mit ihrer Antimusik. Sie schaffen Atmosphäre, die sie sogleich wieder eigenwillig in Frage stellen.

Do 11. 10. 19:30  KUMPELN. Texte aus Lisa Spalts Kurz-Prosa-Kurs. Was geschieht, wenn der Kurs in die Grube geht? Wir beleben den finsteren Keller. Wir kumpeln. Lampen haben wir. Schatten beginnen, eine Rolle zu spielen. Märchen, Gegenstände, Träume. Der kleinste Raum reicht uns aus für die größte Projektion. 9 Frauen und Männer im Keller, die im Sommersemester 2018 am Kurzprosa-Kurs an der Universität für angewandte Kunst Wien teilnahmen.

Sa 13. 10. Ab 14:00  Die Vaginale 2018 – Der Patriarchalismus ist tot. Konzept: Branko Rallis. Feministische Sichtweisen  in Kunst, Kultur, Musik und Literatur im Festivalformat. In der Tradition der Wiener Arena eine Atmosphäre des anarchistischen Freiraums geschaffen werden. U. a. Theaterperformance, in der Nietzsches «Gott ist tot» in einem feministischem Cover/Remix aufgegriffen wird. Das Festival möchte auch Männer zum feministischen Diskurs ermuntern. Detailprogramm siehe Website.

So 14. 10. 15:00 bis 19:00  Schnupper-Workshop „Theater im öffentlichen Raum“ mit Tom Zabel (Innsbruck). Der Workshop findet indoor und outdoor statt. Teilnahmegebühr: 40 Euro. Anmeldung: robso@chello.at. Anmeldeschluss 8. Oktober. Eine Kooperation mit IG freies Theater.

Mi 17. 10. 19:30  JANDL MIT TOM UND TOBA. Ernst Jandl belebt mit seinen Buchstabenkombinationen Aug und Ohr, Hand und Fuß. Das Trio tom und toba (Tom Zabel, Oswald Kollreider) folgt in seiner außergewöhnlichen Besetzung (Pantomime, Sprecher, Tuba) dem Jandl’schen Sprach- und Gedankenfluss.

Fr 19. 10. 19:30  PROJEKT THEATER / FLEISCHEREI_MOBIL: Flüchtlingsgespräche 21. Experimentelle Theater-Revue, basierend auf Bertolt Brechts «Flüchtlingsgespräche». Verfasst in den frühen 40er Jahren – damals war Brecht selbst auf der Flucht vor Hitler – erscheint der Text heute (wieder) aktuell wie nie! Es wird laut und bunt! Regie: Eva Brenner.

Mo 29. 10. 19:30  WENIGVIEL. Mit wenig viel erreichen. Oder mit viel wenig. Ein maximaler Abend des Minimalismus.
Kürzestpoesie, Lautpoesie, Leisetreten, Noise. Mit: Aufzeichnensysteme, Herbert J. Wimmer, Max Höfler, Sabine Maier, Jörg Piringer. Unterstützt von der Grazer Autorinnen Autorenversammlung.


Der Perinetkeller ist das ehemalige Atelier der Wiener Aktionisten und wird seit Juni 2016 vom Institut ohne direkte Eigenschaften (IODE) ohne Subventionen betrieben. Spenden sind erwünscht. Kein Konsumzwang. Getränke gegen Spenden. Wir raten dringend, ein persönliches Glaserl mitzubringen – andernfalls droht der Plastikbecher. Klo am Platz (ca. 100 m).

Programm Oktober

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Papenfuß im Perinetkeller!

Do 27. September

Papenfuß im Perinetkeller!
Bert Papenfuß (Foto: Ordu Oğuz)

Florian Neuner, Herausgeber der Literaturzeitschrift «Idiome. Hefte für Neue Prosa», hat sich beim Institut ohne direkte Eigenschaften einen Termin im Perinetkeller reservieren lassen. Er will dort Ende September die Nummer 11 seiner Zeitschrift präsentieren.  Schillerndster Autor des 11er-Heftes: der anarchistische Berliner Anti-Wessi und Kneipenwirt Bert Papenfuß. Neben der Wienerin Liesl Ujvary und der in Vorpommern lebenden Angelika Janz wird auch Papenfuß sich keine Lungenentzündung bei der Lesung im Ex-Aktionisten-Loch holen; so feucht, wie die Feinde des Kellers behaupten, ist er nicht.  Eine möglicherweise nicht folgenlose Grundfeuchtigkeit wird von den Perinetkellerleuten jedoch nicht geleugnet.

Der Berliner Papenfuß und der Wiener Perinetkeller werden auf Anhieb eine symbiotische Beziehung eingehen, die Biografie des DDR-Nestbeschmutzers lässt keinen Zweifel daran.  Seine Publikationsmöglichkeiten waren in der DDR, dem Land der Punk-Phobie und des Gartenzwergekults, sehr eingeschränkt, darum trug er seine Texte oft in Begleitung von Punk- und Rockbands vor. Er gründete Szenenkneipen wie «Torpedokäfer» oder «Rumbalotte», schrieb Bücher wie «Rumbalotte» und entwarf Untergrundzeitungen mit programmatischen Namen wie «Gegner» oder «Sklaven Aufstand».

Der in seiner Rundheit unübertreffbare Begriff Rumbalotte bedarf einer Ausschweifung, im mehrfachen Sinn des Wortes. Die Geschichte geht so. Kommt ein alter Mann zu einem Urologen. Der liest auf dem geschrumpelten Penis seines Patienten mit Erstaunen das Wort Rumbalotte. Gefragt, was das zu bedeuten habe, antwortet der alte Mann: er sei früher Matrose gewesen, und da habe man sich auf dem aufgerichteten Schwanz voller Stolz «Ruhm und Ehre der Baltischen Flotte» tätowieren lassen …

Vielleicht erzählt Bert Papenfuß eine andere Geschichte. Fix ist, dass er im Perinetkeller den Text aus dem Idiome-Heft – «Extrakte der letzten Tage» – liest, zu denen Mareile Fellien «Beweisbilder» zeigt. Auch Papenfuß ist ein Kramer-Preisträger; diese Auszeichnung wird alle zwei Jahre für «widerständige Literatur» vergeben, Namensgeber ist aber nicht der österreichische Exil-Dichter Theodor Kramer, sondern die Berliner Verlegerin Karin Kramer, die zusammen mit ihrem Lebensgefährten Bernd vorlebte, was Unkorrumpierbarkeit bis zum äußersten heißen könnte. Der Verlag der beiden 2014 verstorbenen Kramers publizierte z.B. einen Reprint der 16 Bände der anarchistisch-erkenntniskritischen Zeitschrift «Unter dem Pflaster liegt der Strand».

Moderator des Abends ist Florian Neuner. Der gebürtige Welser pendelt zwischen Wien und Berlin. Er ist Mitglied der Linzer Künstlervereinigung MAERZ und beschäftigt sich gegenwärtig mit kommunistischen und «kommunistischen» Stadtutopien.

Das Gesamtprogramm des Abends:

Angelika Janz spricht über ihre »Fragmenttexte«.

Liesl Ujvary gibt einen Einblick in ihr Projekt »Body & Tech«.

Bert Papenfuß präsentiert »Extrakte der letzten Tage«, zu denen Mareile Fellien »Beweisbilder« zeigt.

Angelika Janz, geb. 1952, lebt in Aschersleben/Vorpommern, zuletzt: Vorwärts mit Rückspiegel (Berlin: edition lesezeichen im Steffen Verlag 2013).

Bert Papenfuß, geb. 1956, lebt in Berlin, zuletzt: Ur-Rumbalotte. Opera Semiseria für Großes Besteck (mit Zeichnungen von Ronald Lippok, Schönebeck/Elbe: Moloko Print 2017)

Liesl Ujvary, geb. 1939, lebt in Wien, zuletzt: Sicher & Gut (Neuausgabe, Wien: Klever 2017)

Eine Kooperation mit der Grazer Autorinnen Autoren Versammlung und der MAERZ Künstler- und Künstlerinnenvereinigung, Linz

Donnerstag, 27. September
Perinetkeller, 1200, Perinetgasse 1
Beginn 19:30


Der Perinetkeller ist das ehemalige Atelier der Wiener Aktionisten und wird seit Juni 2016 vom Institut ohne direkte Eigenschaften (IODE) ohne Subventionen betrieben. Spenden sind erwünscht. Kein Konsumzwang. Getränke gegen Spenden. Wir raten dringend, ein persönliches Glaserl mitzubringen – andernfalls droht der Plastikbecher. Klo am Platz (ca. 100 m).

September 2018 im Keller

Mi 5.9. 19:30. Kurzfilm «CSL» (2018, 35min) von Christoph Schwarz. Die «Christoph-Schwarz-Loge», ein Männerbund aus Namensbrüdern, hat im Perinetkeller letztes Jahr einen Initiationsritus für ein neues Mitglied veranstaltet. Die Loge und das IODE-Team laden zu einer Vorführung des Films am Ort seines Entstehens – was einen gewissen Charme erahnen lässt. Anschließend Diskussion und mögliche Aufnahme weiterer Namensbrüder.

Fr 14.9. 19:30. worten wolken stimmen klingen sprechen stücken (II). Curd Duca und Stefanie Wolff laden zu einer neuen Folge ihrer musikalischen Doppel-Lesungen – mit neo-expressionistischer Kampflyrik, inneren Monologen, kurzen Geschichten, mikrotonalen audio loops u. minimal gespielter Viola.

Sa 15.9. 19:30. Mikrofestival. Ein Festival der kleinen Formate, eine Feier der kleinen Form. Sandra Hubinger liest Gedichte und Miniaturen, Bertram Dhellemmes und Edward Reardon führen eine improvisierte musikalische Konversation, die MalerInnen Barbara Burger, Waste Kessler, Adrienn Kiss, Julia Maurer, Astrid Rausch und Anna Schmedding zeigen kleinst- bis kleinformatige Bilder.

Do 20.9. 20:30. Raw, pure, authentic. Conny Kubinger, Singer-Songwriterin. Im Perinetkeller begleitet sie ihre Balladen selbst mit dem Keyboard.

Fr 21.9. 19:30. Die ganze Wahrheit über die Wiener Aktionisten. Von Anfang an. Textdokumente und Film «Ikone und Rebellin» (mit Rainer Krispel). Peter Weibel und VALIE EXPORT angefragt.

Mi 26.9. 19:30. Die ganze Wahrheit über die Wiener Aktionisten. Karl Iro Goldblat: Unfreie Liebe / Meine Jahre in der Kommune.

Do 27.9. 19:30. Druckfrisch! Florian Neuner stellt die Nr. 11 der IDIOME vor. «Ein Roman ist keine Prosa, auch wenn er noch so lang ist». Sagt Lucas Cejpek in einem «Dichte Prosa» überschriebenen Manifest.

Sa 29.9. 19:30. «Weltrevolution», ein Film von Klaus Hundsbichler über Stefan Weber und seine Band Drahdiwaberl, den radikalsten Spießbürgerschreck der österreichischen Rockmusikszene. Verglichen mit den Mulatschags der Drahdiwaberl fühlten sich die Happenings der Aktionisten fast beschaulich an. Im Anschluss Filmgespräch mit dem Regisseur.


Der Perinetkeller ist das ehemalige Atelier der Wiener Aktionisten und wird seit Juni 2016 vom Institut ohne direkte Eigenschaften (IODE) ohne Subventionen betrieben. Spenden sind erwünscht. Kein Konsumzwang. Getränke gegen Spenden. Wir raten dringend, ein persönliches Glaserl mitzubringen – andernfalls droht der Plastikbecher. Klo am Platz (ca. 100 m).

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Jänner 2018 im Keller

Do 11.1. 19:30. Gerhard Jaschkes Nekrothek: Elfriede Gerstl. Der Lyriker und «Freibord»-Herausgeber setzt die Reihe seiner qualitätsvollen Nachrufe auf österreichische, anti-triviale LiteratInnen fort. Gerstl gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Grazer Autorenversammlung, die zur Plattform des gesellschaftskritischen Teils der österreichischen Literaturszene wurde. Als einzige Frau im Umkreis der Autoren der Wiener Gruppe und der frühen Aktionisten, die aus Wien vertrieben wurden, verbrachte sie die bewegten 60er Jahre in Berlin.

Mi 17.1. 19:30. Der ausgehungerte Zauberer. Daniil Charms (1905-1942) zählt zu den rätselhaftesten Poeten des 20. Jahrhunderts den letzten Avantgardisten der russischen Moderne. Der Charms-Herausgeber und -Übersetzer Alexander Nitzberg rezitiert seine sonderbarsten Gedichte.

Sa 20.1. 19:30. «du weißt, daß ich wie du ungern briefe schreibe»: Konrad Bayer in Briefen. Einmal mehr eine Premiere im Perineteller. Die konrad bayer gesellschaft präsentiert Briefe, die das Mitglied der avantgardistischen «Wiener Gruppe» an den Schweizer Schriftsteller und Revolutionär Giovanni Blumer schrieb. Einleitend berichtet der Literaturwissenschaftler Klaus Kastberger über diese Korrespondenz und über weiteres Bayer-Material, das kürzlich entdeckt wurde. Es lesen Isabelle Aberegg, Arnold Hofbauer, Helmut Pany, Renate Pittroff, Judith Schöbel und Reinhold Westphal.

Mi 24.1. 19:30. Fast ein Theater: Weiter weiter weiter. Ein zweites Mal haben politisch interessierte KellerbesucherInnen die Gelegenheit, die fiktiven Dialoge zur Oktoberrevolution zu hören, mit denen Michail Schatrow die sowjetische Öffentlichkeit spaltete. Eine szenische Lesung, unterbrochen durch «vandalistische» Zerstörung von Revolutionsliedgut. Mitwirkende: Walter Famler, Peter Friedl, Kathrin Gräble, Andrea Hiller, Rainer Krispel, Rudi Lehner, Traude Lehner, Felix Mautner, Maren Rahmann, Evi Rohrmoser, Martin Tichy.

Do 25.1. 19:30. Heidelinde Wimmer: Eintags-Ausstellung und Film. Die 1967 in Steyr geborene Künstlerin tauchte in Wien in das Grundwerk C.G. Jungs und die psychoanalytische Traumdeutung ein. Davon sind ihre Ölbilder geprägt, die sie im Keller unter dem Titel «Symbole des Individuationsprozesses» präsentiert. Im Rahmen der Vernissage zeigt Heidelinde Wimmer auch ihr psychologisches Filmexperiment «Fiery Spirit».

» Neu » Sa 27.1. 19:30. BJSLAD21JH: Kampf (Werk als Behauptung).
Lesereihe 4 junger südtiroler Autoren, die über ein halbes Jahr hinweg in Südtirol und Wien an wechselnden Orten veranstaltet wird. Für das Thema «Kampf» haben sich die Mitwirkenden – Gerd Sulzenbacher, Louis M. C. Schropp, Daniel Brandlechner und Matthias Vieider – den Perinetkeller ausgesucht; eine Wahl, die auch dem IODE gut gefällt.

Mi 31.1. 19:30. Der Kampf um die Stadt. Künstlerhaus wird zum Haselsteiner-Palast. Ein Tribunal gegen die forcierte Privatisierung der Kunst(-Infrastruktur) am Beispiel der Schenkung des Künstlerhauses an einen der führenden Bauunternehmer Europas. An der von ORF-Redakteurin Irene Suchy moderierten Debatte wirken die ehemalige Künstlerhaus-Programmausschuss-Leiterin Minna Antova, die Künstlerin Ilse Chlan (bekannt durch ihr antinationalistisches Nationalhymnenprojekt) u. v. a. mit.

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IODE . Perinetkeller . Perinetgasse 1, 1200 Wien . www.perinetkeller.at
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