Programm April 2022

Das Zeitseminar

Mo., 4. April 2022, 19.30 Uhr: „Das Zeit-Seminar“ – Alles über Zeit an den vier Montagabenden im April! Kurzbeiträge, Videos, Gespräche mit ExpertInnen und eine Installation. Heute zum Einstieg: „Zeit im Feuilleton – Die große Konfusion“. Anmeldung erforderlich per E-Mail an info@victorhalb.at

Mo., 11. April 2022, 19.30 Uhr: „Das Zeit-Seminar, 2. Tag: Zeit in der Physik“. Während Victor Halb versucht, die Zeitbegriffe in der klassischen Mechanik, in der Relativitätstheorie und in der Quantenmechanik in allgemeinverständlicher Weise darzulegen, ist dies einigen trotzdem noch zu steil und sie beschließen, sich dem Thema Zeit lieber praktisch anzunähern und Musik zu machen. Featuring „The Zeit-Seminar Small Band“. Anmeldung erforderlich per E-Mail an info@victorhalb.at

Mo., 18. April 2022, 19.30 Uhr: „Das Zeit-Seminar, 3. Tag: Zeit in der Philosophie“. Die Ausstellung/Installation zum Thema Zeit wird bis dahin schon gute Fortschritte gemacht haben und eventuell zieht sich Victor Halb irgendwann einen Trachtenjanker an und referiert Heideggers „Sein und Zeit“. Aber letzteres ist insgesamt doch eher unwahrscheinlich. Anmeldung erforderlich per E-Mail an info@victorhalb.at

Mo., 25. April 2022, 19.30 Uhr: „Das Zeit-Seminar“. Am letzten der vier Montage widmen wir uns den „Außereuropäischen Zeitvorstellungen“. Kann neben dem abendländisch-wissenschaftlich geprägten Zeitkonzept ein anderes überhaupt bestehen? Ein Fazit über die Veranstaltungsreihe und ein Ausblick. Anmeldung erforderlich per E-Mail an info@victorhalb.at

Programm November 2021

Mi 10. 11. 19:30 Gedenken an Ferry Radax mit zwei seiner Filme, „Sonne Halt“, dem wichtigsten, und „Testament“, dem am wenigsten beachteten. Radax starb am 9. September 2021 im Künstlerheim in Baden bei Wien. Ferry Radax wurde in Wien zum Sängerknaben ausgebildet. 1951 begann er, sich mit allen Bereichen des Films vertraut zu machen, zuerst als Assistent, dann als Drehbuchautor, Kameramann, Cutter, Regisseur und auch als Produzent. Laufende Filmarbeiten führten ihn zudem in alle Kontinente. In den 1960er Jahren zählte er zum Kreis der bekanntesten Avantgardefilmer Europas.“Sonne halt!“ (1959/1962), ein poetisch gebrochener Teenager-Film mit Konrad Bayer, Ingrid Schuppan und Albert Jolly, wird im Keller im Anschluss an „Testament“ präsentiert Der Dialog wird nur von Bayer gesprochen, wobei, wie Paul Kruntorad schrieb, die Dialekttexte einer Wiener Beatnikfigur abgehorcht sind, der hochdeutsche Text hingegen zum literarischen Œuvre von Konrad Bayer zählt. Radax` weitere Arbeiten beziehen sich u.a. auf die Literatur H.C.Artmanns, Thomas Bernhards, Hundertwassers und Joyce. Das Wiener Filmmuseum stellte 1993 einen Monat lang Ferry Radax‘ Filme vor. Das Filmfestival Diagonale widmete Radax 2012 eine Personale.

Mi 24. 11. 19:30 IDIOME Prosawerkstadt 2021 mit Wolfgang Bleier (Wiener Neustadt), Mariusz Lata (Essen), Katharina Riese (Wien). Moderation: Florian Neuner (Herausgeber Idiome. Hefte für Neue Prosa). Die Veranstaltung wird von der GAV unterstützt. Zu den Mitwirkenden: Katharina Riese, geb. 1946, lebt in Wien: Sie begibt sich auf eine autobiographische Spurensuche. Wolfgang Bleier (geb. 1965) zelebriert einen „Wortgottesdienst“ und in einem Text von Mariusz Lata geht es um Jogginghosen« und »25 unerwähnte Bierpullen« . Wolfgang Bleier, (geb. 1965, lebt in Wiener Neustadt) fiel zuletzt durch den Titel „Fischfang bei aufgehender Sonne“ (Wien: Klever 2015) auf. Mariusz Lata, geb. 1981, lebt in Essen, und schreibt Manuskripte für führende Magazine des Wortes.

Fr. 26. 11. 19:30 Der Kommunist. Ein Dokumentarfilm über Ernest Kaltenegger Noch ist das filmische Porträt der bekanntesten österreichischen Kommunistin, der Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr, nicht in Sicht. Aber weil niemand im politischen System Österreichs die Synthese von Caritas und Revolution mit mehr radcial Chic verkörpert als Kahr, wird das nur eine Frage der Zeit sein. Ernest Kaltenegger, dem Wegbereiter des KP-Triumphs in der steirischen Hauptstadt, ist der Blick in die Kamera etwas Vertrautes. Zuletzt ist er vom Filmemacherduo Manuela Lucia Bichl und Markus Toth interviewt worden: Das Gespräch wird eine von mehreren Episoden des Videoprojekts „Stell dir mal vor“ sein. Im Zentrum des Abends im Perinetkeller, wo bereits nach der vorletzten Wahl der Kommunismus nach steirischem Modus thematisiert wurde, steht der Film „Der Kommunist» von Marc Brauder (72 min). Der deutsche Filmregisseur ist zuletzt nach seinem Spielfilm „Dead Man Working“ mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet worden. Gast im Keller: Ernest Kaltenegger. Ersucht wegen den Strapazen der Grazer „Machtübernahme“ um Entschuldigung: Elke Kahr.

Programm Oktober 2021

So 10.10. 10:00. «Weiße Türen, weiße Fenster» – Wohnungslose Frauen schaffen sich Raum. Renate A., Jana W. und Carmen P. sind die Protagonistinnen von in diesem Jahr entstandenen Kurzfilmen. Die drei eint ihr selbstbewusstes, klares Auftreten, mit dem sie ihre Erfahrungen teilen. Alle drei wissen, was Wohnungslosigkeit bedeutet: Renate hatte ihren Lebens- und Arbeitsmittelpunkt im Prater, wo sie als Tagelöhnerin arbeitete und sich in der Nacht einen geschützten, aber nicht einsamen Schlafplatz suchen musste. Jana weiß von der Erfahrung zu erzählen, die viele Frauen machen, denen eine eigene Wohnung fehlt – sie gehen eine Beziehung mit einem Mann an, der ihnen Unterkunft bieten kann, daraus resultiert ein starkes, oft gewaltbesetztes Macht-Ungleichgewicht. Carmen kennt die Einrichtungen, die die Stadt Obdachlosen bietet. Ihr Ausweg aus dem psychischen Stress, der sich daraus ergibt, keinen eigenen Platz zu haben, war immer schon die Kreativität.
Die Idee, mit den drei Frauen Filme zu machen, stammt von Regina Amer. Nach ihrer eigenen Erfahrung mit Wohnungslosigkeit hat sie sich dem Netzwerk HOPE (Homeless in Europe) angeschlossen. Sie und die Filmschaffenden Gabriela Markovic, Victor Kössl und Lisbeth Kovačič entwickelten gemeinsam mit den Protagonistinnen die Filme. Dazu gibt es die Möglichkeit, bei einem Brunch mit Musik am Gaußplatz mit Renate, Jana und Carmen ins Gespräch zu kommen oder beim Speakers Corner über das Thema Wohnungslose Frauen teilzunehmen.
Ab 10:00 Filmprogramm im Perinetkeller mit Renate, Jana, Carmen. Ab 10:00 Parallelprogramm am Gaußplatz: Brunch mit Straßenmusik.
Eintritt: Freie Spende
Der Reinerlös der Veranstaltung kommt den wohnungslosen Frauen zugute.


Sa 16.10. 19:30. «And always die Liebe im Knopfloch meines Mantels». Die Berliner Writers Damen Maria A. Druckenthaner und Felicitas Jacobs spinnen ein Netz von Lyrik und Geschichten aus dem Berliner Stadtleben, ziehen fiktionale und dokumentarische Fäden zwischen alltäglichen Überraschungen und Liebesglück, Lauschangriffen in der S-Bahn, Verfolgungsjagden und bizarren Partys. Erzählen vom Drama der kleinen Dinge und der Komödie der Sehnsucht. Felicitas Jacobs, Rheinländerin, seit 1975 in Berlin. Kam nie mehr von dort weg. Theaterpädagogin, Regisseurin, ständig Schreibende, geboren in der 50ern, artig in den 60ern, frech in den 70ern, mutig in den 80ern, familiär in den 90ern – und wieder von vorne. Liebhaberin der kleinen Form und Schreiberin von Alltagsgeschichten aus der großen Stadt, zum laut und leise Lesen. Maria A. Druckenthaner, gebürtige Österreicherin, lebt seit 1986 in ihrer Wahlheimat Berlin. Schreibend zuhause in der Dichtung und im Sprachexperiment seit den frühen 80ern. In dieser Zeit auch die ersten Veröffentlichungen und Kollaborationen mit Musikernnen und Künstlernnen. Nach einer literarischen Schaffenspause dichtend wieder zurück mit dem Projekt Writers Damen.


Der Perinetkeller ist das ehemalige Atelier der Wiener Aktionisten und wird seit Juni 2016 vom Institut ohne direkte Eigenschaften (IODE) ohne Subventionen betrieben. Spenden sind erwünscht. Kein Konsumzwang. Getränke gegen Spenden. Wir raten dringend, ein persönliches Glaserl mitzubringen – andernfalls droht der Plastikbecher. Klo am Platz (ca. 100 m).

IODE . Perinetkeller . Perinetgasse 1, 1200 Wien . www.perinetkeller.at
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Programm Sommer 2021

Fr 13.8. 19:30 Vernissage: ERROR. Eine Fotoausstellung von Mar Schießwohl

Do 2.9. 19:30 «Musikarbeiter unterwegs». Das Buch – Eine launige Finisage mit Lesung und Musik. Im Juni 2021 waren es 16 Jahre, dass Mario Lang, als Lichteinfänger vulgo Fotograf und Rainer Krispel als Texter in der Zeitung Augustin ihre Musikreportagen veröffentlichen. Über 70 davon sind in dem Buch MUSIKARBEITER UNTERWEGS 2005 bis 2020, erschienen im März 2020 bei Zeuys Books (zeuys.com) zusammengefasst, eine Art alternatives Stadtgeschichte-Musik-Buch. Wegen Pandemie fielen diverse geplante orgiastische Buch-Präsentationen unter den Tisch, auch eine im verehrungswürdigen Perinetkeller, das Buch erfuhr auch ohne diese viel wunderbares Feedback und Wertschätzung. Was Grund genug ist, das Buch und das alles noch einmal ordentlich zu feiern.
Krispel liest (kurz), singt mit FREILICH 3, mit SIBYLLE KEFER (Gitarre, Stimme) und GOTTFRIED GFRERER (Gitarre, Stimme). MARIO LANG spielt mit HIRN MIT EI und als special guest begrüssen wir KENT NIELSEN (DK) – Ukulele Folk Punk / Singer/Songwriter!
Kent Nielsen ist Däne, wohnt in Lübeck und hat schon einiges ausprobiert: Autor, Waschbrettspieler, Schuhverkäufer, Label Manager, Mailorderinhaber und Ukulele Spieler. Doch eines war er jedoch immer, Sänger. ‚Shotgun Seat DJ‘ ist sein erstes Solo Album mit Roots Rock gefärbten Songs.
www.facebook.com/kentnielsenofficial/

Es wird auf jeden Fall schön und feierlich und mit Ihnen dabei gewiss ein Wahnsinn.
(Finisage (sic!) übrigens deswegen, weil die Mitbewohnerin eines Beteiligten mittlerweile den Ehrennamen „Fini“ trägt und sehr mag, was im einzelnen zu erklären jetzt viel zu weit führen würde. Aber nix Ende oder Abschluß, weil ein Buch geht ja eigentlich nicht zu Ende, was als Gedanke auch viel zu weit führt. Aber lässig.)

Sa 4.9. und SO 5.9. Ein Blendwerk von Robert Sommer, in vier Teil-Präsentationen vorgestellt im Rahmen des Volksstimmefestes, wegen Kanonisierungsgefahr mit einem Umfang von 900 Seiten ausgestattet sowie unter einem disparaten Titel veröffentlicht, der jeder Kategorisierungslogik fremd ist:«Ich komm aus der Herzgegend und meine Muttersprache ist das Herzklopfen». Schauspielerinnen lesen aus dem Buch.
Termine: Sa 12 Uhr und 24 Uhr, So 12 Uhr und 24 Uhr, jeweils beim Stand der KPÖ-Frauen unter den schattigsten Bäumen des Festes. Robert Sommer ist Gründer des Augustin und Wiederbeleber des Aktionisten-Ateliers Perinetkeller.

Juli 2021 im Keller

Fr 2.7. 10:30 Friederike Mayröcker, 1924 bis 2021. «Lieber Hermes Phettberg (…) Ich trage wie Sie einen Fischgrätmantel, Sie tragen wie ich einen Fischgrätmantel, ich trage wie Sie einen Plastiksack, Sie tragen wie ich einen Plastiksack, ich trage wie Sie lange Haare, die sich am Hinterkopf teilen und vice versa (..) lieber Hermes Phettberg, bitte machen Sie mir nicht alles nach = vielleicht sind Sie mein ready-made.» Hauchfein, hauchdünn, jedenfalls einzigartig war der Humor von Friederike Mayröcker, die am 4. Juni im Alter von 96 Jahren starb. «Die größte Dichterin der deutschen Sprache», stand in den größten Medien der deutschen Sprache. Es ist völlig unmöglich, diesen Verlust zu verkraften, jedenfalls ist das nicht die Intention der Perinetkeller-Crew, die für diesen Erinnerungsabend Menschen eingeladen hat, die in das FM-Magnetfeld gerieten: Unter ihnen Matthias Fallenstein und Linde Waber. Ersterer würdigt in diesem Zusammenhang auch seine Frau Christel, die – bevor sie 2015 starb – seit 1996 täglich ihre Freundschaft mit FM ausleben konnte.

Sa 3.7. Hommage an Rudolf Schwarzkogler. Eine Nachbestattung für den Mutigsten. Treffpunkt Zentralfriedhof, Tor 1, um 14.00 Uhr. Wolfgang Koch (Friedhofs-Guide und publizistischer Begleiter der Avantgardegrößen Hermann Nitsch und Viktor Rogy) spaziert mit den TeilnehmerInnen zu jenem aufgelassenen Grab, in dem einer der «Wiener Aktionisten» seine letzte Ruhe gefunden hat: der melancholische Fotokonzeptionist der Wiener Happening-Szene Rudolf Schwarzkogler (1940-69). Wir erinnern für einen Nachmittag daran, was das Kulturamt der Stadt Wien an diesem Nichtort versäumt hat.

Di 6.7. BRUS DAY 21 – Tag der Kunst im öffentlichen Raum. Schon der Brus Day 2020 war ein gelungener Event der Kunstausübenden Österreichs. Am Abend danach traf man sich zum Abfeiern und Berichten im Perinetkeller. Der heurige Brus Day steht nicht nur unter dem Eindruck der Repressionen und Berufsverbote für die Kunst-Szene anlässlich der Covid 19-Pandemie, sondern auch der gleichzeitig geschürten Ausspielung der Kunstschaffenden gegeneinander. An jedem 6. Juli sind Künstler und Künstlerinnen jedes Genres zur Mitwirkung eingeladen. Zur Wahl des Datums: am 6. Juli 1965 absolvierte der Aktivist Günter Brus seinen «Stadtspaziergang», der mit seiner Festnahme endete. Info: brus.day@chello.at, F: 01 954 13 09, M: 0664 466 17 25 (Félix).

Fr 9.7. 19:30 Joe Berger im Club 2. Wo sind die guten Sitten hin? Damals, als der ORF seinen Öffentlichkeitsauftrag ernst nahm und in unzensurierter Echtzeit nächtens einen Club 2 über die Bildschirme flimmern ließ, wurde noch ohne Redezeitbeschränkung diskutiert. Manchmal erhitzte er die Gemüter der Stadt. Der legendäre Club mit Nina Hagen war einer davon, die Debatte zum Thema «gute Sitten» mit der klirrendsten und brausendsten Verkörperung des Wiener Undergrounds, Joe Berger, ein anderer. Im Perinetkeller die ganze Länge! Prädikat: sehenswert!!!

So 11.7. 11:00 Zu gut für diese miserablen Filme – Joe Berger-Filmmatinee im Perinetkeller! H.C. Artmann hat sich einmal launisch in der «schule für dichtung» über Joe Berger geäußert: «… ein hervorragender Schauspieler, in diesen schlechten österreichischen Filmen war er immer der einzige, der halbwegs natürlich gewirkt hat. Die Intensität und Eindringlichkeit, mit der Joe Berger seine Rollen verkörpert hat, bleiben unvergesslich. Polternde Revolte, Irritation und eine zärtliche Umarmung.» Beide Joe Berger-Hommagen mit Unterstützung von Elisabeth Streit, Österreichisches Filmmuseum.

Fr 16.7. 19:30 Buchpräsentation «Die Nase» von Bruno Jasieński. Mit Traude und Rudi Lehner (vom Theaterkollektiv des Augustin), Elisabeth Namdar (Übersetzerin) und Roxanne Szankovich (Violine). Mit der 1936 veröffentlichten Novelle «Die Nase» legt der frühere Futurist Bruno Jasieński eine aberwitzig-groteske Parodie auf die Nürnberger Rassengesetze von 1935 vor. Wer Ohren hatte zu hören, der konnte zu dieser Zeit schon alles hören und lesen, was Europa erwartete. Dem Wiener Verlag BAHOE BOOKS ist zu danken, dass diese Satire in diesem Land nicht in Vergessenheit geriet.

Juni 2021 im Keller

Sa 29.5. 19:30 VERFALLSLABOR – FINISSAGE. Der Verfall von seiner schönsten Seite. Seit Mitte März betreibt Halbs Mini-Museum im Perinetkeller das «Dependance Verfallslabor». In zahlreichen Videos (z. B. auf unserer Homepage www.perinetkeller.at) konnte man der Installation seither beim Wachsen und den verschiedensten integrierten Materialien beim Verfallen zuschauen. Zur Vervollständigung und Vollendung der Installation am 29. Mai gibt es: Einen Sonnenaufgang in Echtzeit. Zwei, drei weitere Tagesvideos, live performt, in analoger Form. Eine Volksabstimmung: Schmeißen wir das Zeug jetzt in den Donaukanal? Live-Musik. Kaltes Buffet. (Besonders auch wegen letzterem bitte eine ANMELDUNG an info@victorhalb.at) Wir bitten um einen verantwortlichen Umgang mit … eh scho wissen: Bitte nur GENESEN, GEIMPFT ODER GETESTET zu der Veranstaltung kommen.

So 13.6. 11:00 Film-Matinee: Kaurismäki, «Das Leben der Boheme». Hartnäckig hält sich das fremdenverkehrsfördernde Gerücht, es gäbe kein geeigneteres Habitat für die Boheme als die Wiener Literaturcafés der Zwischenkriegszeit. Dagegen suggerieren Filme des finnischen Regisseurs, nirgendwo sei die Szene der sich potenziell zu Boden saufenden liebenswürdigen Verrückten dichter als knapp unterm Nordpol. Kaurismäki hat freilich als Vorlage für seinen Film einen Roman des frühen französischen Underground-Dichters Henri Murger gewählt, der wiederum behauptet: «Die Boheme gibt es nur in Paris, sie ist nirgendwo sonst überhaupt möglich». Auftakt der Veranstaltungsserie «Ist die Boheme tot oder stirbt sie noch?»

Sa, 19.6. 19:30 Die Doppleranarchie. Fotos von Lisl Ponger. Die Fotokünstlerin aus Wien war von jenen Räumen magnetisch angezogen, die die vom 1968er-Tauwetter geprägten AvantgardistInnen aus den Genres Literatur, Musik, Theater und bildende Kunst besetzten, um die autoritäre Gesellschaft unentwegt zu testen: Wie hältst du es mit der Freiheit der Kunst? Viele der «AnstandserregerInnen», deren SW-Porträts an der Wand hängen, verweigerten die Zuordnung zur Boheme – aber das war auch nicht das Kriterium. Einige der Porträtierten standen naturgemäß in einem Naheverhältnis zum Perinetkeller, der ja ebenfalls ein «Kind» der Sechzigerjahre war. Pongers Fotos illustrieren den vor drei Jahrzehnten im Falter Verlag unter der Regie von Rolf Schwendter und Ferdinand Schmatz erschienenen Fotoband «Die Doppleranarchie» (noch erhältlich!). Im Anschluss an die Vernissage ersuchen wir KünstlerInnen. die Boheme aufzulösen oder wiederzubeleben – je nach gefühltem gesellschaftlichem Gebot… Man muss sich ja nicht unbedingt zu Tode saufen.

Mi 23.6. 19:30 Revolutionskonjunktivismus 1. Teil. Stell dir vor, du bist Revolutionär*in, aber es ist gerade nicht Revolution! Eine Belagerung der Festung Unmöglichkeit. E. Philonesia (Land-, Berg- und Stromfriedensbrecherin: Der radikale Diskurs des Werdenden. Barbara Eder (Autorin von AlienNation): Das Uneingeholte der iranischen Revolution. Pan Papillon (Anarcho-Konjunktivist, unbeliebt): Die tausendjährige Eiche, die revolutionäre Libido und andere unverschämte Biologismen in Jule Bombons Revolutionsphilosophie.

Do 24.6. 19:30 Revolutionskonjunktivismus 2. Teil. Jule Bombon: Die Möglichkeiten und der Automat. Roman über Konjunktivismus und den Mechano Sapiens. Konjunktivismus ist eine Umgangsform der Revolutionär*in mit der Abwesenheit von Revolution. Und: Die Elite versteht nicht, dass das Wesen des Lebens gerade darin besteht, nicht erschaffen worden und daher frei zu sein, zu nichts und niemandem zu dienen.

Fr. 25.6. 19:30 Revolutionskonjunktivismus 3. Teil. Jule Bombon: Der Mögliche und die Automatin. Zweiter Versuch über Konjunktivismus und den Mechano Sapiens. Der Postulat Wirklich umliest dich, Paul Desanex klaviert dich durch den Abend, du revoltierst und philosophierst gegen die Maschinwerdung der Dada-Künstlerin Baronesse Elsa von Freytag-Loringhoven. Gibt es etwa nach dem Revolutionskonjunktivismus auch noch den Sexualkonjunktivismus? Und lauert nicht die Maschinwerdung hinter dem ewigen Leben?


Der Perinetkeller ist das ehemalige Atelier der Wiener Aktionisten und wird seit Juni 2016 vom Institut ohne direkte Eigenschaften (IODE) ohne Subventionen betrieben. Spenden sind erwünscht. Kein Konsumzwang. Getränke gegen Spenden. Wir raten dringend, ein persönliches Glaserl mitzubringen – andernfalls droht der Plastikbecher. Klo am Platz (ca. 100 m).

 

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Mai 2021 im Keller

Do 29.4. 19:30 ENDLICH WIEDER SEX IM KELLER. Das musste kommen: Die Würdigung jener Nachbarn, die in den 60er Jahren bei jeder Veranstaltung von Nitsch, Brus und Otto Muehl Sexorgien vermuteten und nach der Polizei schrien. Besser kann man den Keller nicht bewerben! Vincenz Wizlsperger, Mitentdecker des neuen Perinetkellers, Sänger und Texter des Kollegium Kalksburg, rezitiert Gewagtes aus seiner eigenen PornoProduktion. Christoph Krutzler ist vor allem aus Volkstheater-Rollen bekannt, insbesondere jedoch aus Georg Schmiedleitners Inszenierung der Letzten Tage der Menschheit bei den Salzburger Festspielen, wo indigenes Publikum seinem eigenen Untergang applaudierte. Krutzler trägt im Keller unvergessliche 35 Seiten aus Pasolinis Romanfragment Petrolio vor. Auf diesen breitet Paolos alter ego Carlos seinen homoerotischen Rausch auf der Wiese an der Via Casilina aus. Wie das widerwärtige Sexualleben der Paviane den Autor von Brehms Tierleben zwingt, die affektlose Haltung des nüchternen Wissenschaftlers aufzugeben, demonstriert die Schauspielerin Margot Hruby. Kultursommerarbeiterin Tina Leisch umgibt ihren Beitrag mit einem Rätsel «Schreibt einfach: Tina macht Sex», hält sie die Spannung aufrecht. Richard Schuberth, Schriftsteller. Journalist, Dramatiker, Kabarettist, Satiriker, weiß auf Anhieb, was sich auf Mur reimt. Angefragt: Zsuzsi Vecsei.

Fr 7.5. 19:30 BENNENT LIEST WITTGENSTEIN. ich könnte sagen: wenn der ort zu dem ich gelangen will nur auf einer leiter zu ersteigen wäre, ich gäbe es auf dahin zu gelangen. Denn DORT WO ICH WIRKLICH HIN MUSS, DORT MUSS ICH EIGENTLICH SCHON SEIN. Was auf einer leiter erreichbar ist interessiert mich nicht. (…)
Die wahrheit über sich selbst kann man in dem verschiedensten geiste schreiben.
Im anständigsten und im unanständigsten.und danach ist es sehr wünschenswert oder sehr unrichtig,daß sie geschrieben werde. Ja es gibt unter den wahrhaften autobiographien die man schreiben könnte alle stufen vom höchsten zum niedrigsten. Ich zum beispiel kann meine biographie nicht höher schreiben als ich bin.
Der Keller startet hochkarätig, tonangebend und namhaft. Der weltberühmteste österreichische Philosoph starb vor 70 Jahren (29. April 1951). Eine Unzahl unter denen, die sich auf seine Texte einlassen, tun das aber in Würdigung ihres poetischen Gehalts und nicht aus Übereinstimmung mit dem philosophischen Gehalt von Wittgensteins Oeuvre. Dürfen sie das? Tatsache ist: Von Wittgensteins Sprache sind viele Dichterinnen und Dichter beeinflusst worden. Ein anders gelagertes Genie mäandriert zwischen Perinetkeller und den Theatern der Welt. Sie arbeitete mit Tabori, Langhoff, Zadek und vielen anderen: Anne Bennent, die heute am Donaukanal und am Kamp lebt. Sie braucht keine Anleihen von Wittgenstein (denn, laut «Welt», blüht «Poesie brut auf, wo sie hinspuckt»), aber wenn sie ausgewählte Passagen aus seinen philosophischen Schriften liest, wird klar, warum viele Dichter_innen in den Sog der Sprache Wittgensteins geraten. Hinweise, wie man, wenn man will, Wittgenstein auch verstehen kann, gibt der Kunsthistoriker und Philosoph Reinhold Sturm. Otto Lechner begleitet Bennent musikalisch.

Sa 8.5. Treffpunkt 9:00 im Perinetkeller zur 4MAL4 Landpartie zur wieder wild gewordenen Traisenmündung. Geführte Wanderungen. Anmeldungen raschest bei: alois.kinast@gmx.at

Mo17.5. 19:30 DIE NASE– EIN FAST IN VERGESSENHEIT GERATENES BUCH. Der feine, im Wettbewerb der ästhetischen Covergestaltung führende Wiener Verlag «bahoe books», ist auch ein Spezialist für das Ausgraben verschütteter Literaten. Einer dieser Autoren ist der polnisch-russisch-jüdische Novellist Bruno Jasienski. Er wurde 1938 von den Stalinisten ermordet und hatte zwei Jahre zuvor ein Märchen für Erwachsene herausgebracht. Die Geschichte: Ein Rassenkundler, der mit seiner Studie «Die typischen Merkmale der semitischen Nase als einer klar ausgeprägten Minusvariante und über den Einfluss der Nasenform auf die seelischen Charakteristika des Judentums» Karriere machte, blickte eines Tages in den Spiegel und sah, dass ihm eine «eindeutig» jüdische Nase gewachsen war. Wladimir Vertlieb schrieb das Vorwort, und die moderne Übersetzung vom Russischen ins Deutsche besorgte die Schankwirtin des Perinetkellers, Elisabeth Namdar-Pucher.

Bis Fr 21.5. HALBS MINI-MUSEUM / DEPENDANCE VERFALLSLABOR im Keller. Kurzvideos

So 23.5. 19:30 IST DIE BOHEME SCHON TOT – ODER STIRBT SIE NOCH? Lisl Pongers Fotoausstellung DIE DOPPLERANARCHIE steht am Beginn eines Veranstaltungsreigens, der sich bis in den Hochsommer ziehen wird. Details: www.perinetkeller.at.


Der Perinetkeller ist das ehemalige Atelier der Wiener Aktionisten und wird seit Juni 2016 vom Institut ohne direkte Eigenschaften (IODE) ohne Subventionen betrieben. Spenden sind erwünscht. Kein Konsumzwang. Getränke gegen Spenden. Wir raten dringend, ein persönliches Glaserl mitzubringen – andernfalls droht der Plastikbecher. Klo am Platz (ca. 100 m).

 

IODE . Perinetkeller . Perinetgasse 1, 1200 Wien . www.perinetkeller.at
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PERINETKRISE: KANN DIE KUNST NIEDERGELEGT WERDEN?

Noch ein paar Lockdowns, dann ist das Jahr um, und wenn im übernächsten Jahr, 2024, das Klima zu einer Kategorie des Krieges (der Menschheit gegen ihresgleichen) wird, kann sich niemand mehr an den Perinetkeller erinnern; das Schauspiel des Versinkens der Stadt Venedig okkupiert die Publizistik; langsam verwandelt sich der Eiterschleim der Seuche in ein mexikanisches Zitronenbier zurück; ebenso vergessen wie der schockierende Knall beim Einsturz der von einer sympathisierenden Mischpoche gebauten Kellerstiege mitten im Karl-Marx-Geburtstagsfest; sie war genau so konstruiert worden, dass sich im Fall ihres Zusammenbrechens niemand verletzen konnte; vergessen ist das Boot, das in einer Höhe von 1,5 Meter in der Stratosphäre des Kellers schwebte, aber die meisten KellerbesucherInnen waren größer als 150 Zentimeter; der Kunst zuliebe verließen sie die Eingangstreppe des Todes mit gespielter Gelassenheit, jedoch mit beleidigten Bandscheiben; aus gutem Grunde vergessen ist der oft abendfüllende Balztanz zwischen Felix und Robert, selbst außerhalb jeder Brunft; allen unseren Köpfen entschwunden ist Victors Kampf gegen das Zutrittsrecht der Wichtel (nämlich der Nichtraucher); vergessen ist der Gram des achtzigjährigen Nitsch, der beim Holzofen saß und über die Musealisierung des Gewölbes meckerte … Weiterlesen