Juni 2021 im Keller

Sa 29.5. 19:30 VERFALLSLABOR – FINISSAGE. Der Verfall von seiner schönsten Seite. Seit Mitte März betreibt Halbs Mini-Museum im Perinetkeller das «Dependance Verfallslabor». In zahlreichen Videos (z. B. auf unserer Homepage www.perinetkeller.at) konnte man der Installation seither beim Wachsen und den verschiedensten integrierten Materialien beim Verfallen zuschauen. Zur Vervollständigung und Vollendung der Installation am 29. Mai gibt es: Einen Sonnenaufgang in Echtzeit. Zwei, drei weitere Tagesvideos, live performt, in analoger Form. Eine Volksabstimmung: Schmeißen wir das Zeug jetzt in den Donaukanal? Live-Musik. Kaltes Buffet. (Besonders auch wegen letzterem bitte eine ANMELDUNG an info@victorhalb.at) Wir bitten um einen verantwortlichen Umgang mit … eh scho wissen: Bitte nur GENESEN, GEIMPFT ODER GETESTET zu der Veranstaltung kommen.

So 13.6. 11:00 Film-Matinee: Kaurismäki, «Das Leben der Boheme». Hartnäckig hält sich das fremdenverkehrsfördernde Gerücht, es gäbe kein geeigneteres Habitat für die Boheme als die Wiener Literaturcafés der Zwischenkriegszeit. Dagegen suggerieren Filme des finnischen Regisseurs, nirgendwo sei die Szene der sich potenziell zu Boden saufenden liebenswürdigen Verrückten dichter als knapp unterm Nordpol. Kaurismäki hat freilich als Vorlage für seinen Film einen Roman des frühen französischen Underground-Dichters Henri Murger gewählt, der wiederum behauptet: «Die Boheme gibt es nur in Paris, sie ist nirgendwo sonst überhaupt möglich». Auftakt der Veranstaltungsserie «Ist die Boheme tot oder stirbt sie noch?»

Sa, 19.6. 19:30 Die Doppleranarchie. Fotos von Lisl Ponger. Die Fotokünstlerin aus Wien war von jenen Räumen magnetisch angezogen, die die vom 1968er-Tauwetter geprägten AvantgardistInnen aus den Genres Literatur, Musik, Theater und bildende Kunst besetzten, um die autoritäre Gesellschaft unentwegt zu testen: Wie hältst du es mit der Freiheit der Kunst? Viele der «AnstandserregerInnen», deren SW-Porträts an der Wand hängen, verweigerten die Zuordnung zur Boheme – aber das war auch nicht das Kriterium. Einige der Porträtierten standen naturgemäß in einem Naheverhältnis zum Perinetkeller, der ja ebenfalls ein «Kind» der Sechzigerjahre war. Pongers Fotos illustrieren den vor drei Jahrzehnten im Falter Verlag unter der Regie von Rolf Schwendter und Ferdinand Schmatz erschienenen Fotoband «Die Doppleranarchie» (noch erhältlich!). Im Anschluss an die Vernissage ersuchen wir KünstlerInnen. die Boheme aufzulösen oder wiederzubeleben – je nach gefühltem gesellschaftlichem Gebot… Man muss sich ja nicht unbedingt zu Tode saufen.

Mi 23.6. 19:30 Revolutionskonjunktivismus 1. Teil. Stell dir vor, du bist Revolutionär*in, aber es ist gerade nicht Revolution! Eine Belagerung der Festung Unmöglichkeit. E. Philonesia (Land-, Berg- und Stromfriedensbrecherin: Der radikale Diskurs des Werdenden. Barbara Eder (Autorin von AlienNation): Das Uneingeholte der iranischen Revolution. Pan Papillon (Anarcho-Konjunktivist, unbeliebt): Die tausendjährige Eiche, die revolutionäre Libido und andere unverschämte Biologismen in Jule Bombons Revolutionsphilosophie.

Do 24.6. 19:30 Revolutionskonjunktivismus 2. Teil. Jule Bombon: Die Möglichkeiten und der Automat. Roman über Konjunktivismus und den Mechano Sapiens. Konjunktivismus ist eine Umgangsform der Revolutionär*in mit der Abwesenheit von Revolution. Und: Die Elite versteht nicht, dass das Wesen des Lebens gerade darin besteht, nicht erschaffen worden und daher frei zu sein, zu nichts und niemandem zu dienen.

Fr. 25.6. 19:30 Revolutionskonjunktivismus 3. Teil. Jule Bombon: Der Mögliche und die Automatin. Zweiter Versuch über Konjunktivismus und den Mechano Sapiens. Der Postulat Wirklich umliest dich, Paul Desanex klaviert dich durch den Abend, du revoltierst und philosophierst gegen die Maschinwerdung der Dada-Künstlerin Baronesse Elsa von Freytag-Loringhoven. Gibt es etwa nach dem Revolutionskonjunktivismus auch noch den Sexualkonjunktivismus? Und lauert nicht die Maschinwerdung hinter dem ewigen Leben?


Der Perinetkeller ist das ehemalige Atelier der Wiener Aktionisten und wird seit Juni 2016 vom Institut ohne direkte Eigenschaften (IODE) ohne Subventionen betrieben. Spenden sind erwünscht. Kein Konsumzwang. Getränke gegen Spenden. Wir raten dringend, ein persönliches Glaserl mitzubringen – andernfalls droht der Plastikbecher. Klo am Platz (ca. 100 m).

 

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