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Markus Tripolt: Lebenslügenlieder
16. April 2018 @ 19:30
Die Liedermacherei ist ein neues Aktionsfeld des Wiener Malers, Designers und Aktivisten Markus Tripolt, der bisher durch seine Interventionen zur Rückeroberung des öffentlichen Raums, insbesondere durch seine provokanten Fassadenaktionen, bekannt ist. Auch in seinen Liedern geht es um eine Rückeroberung – um eine Befreiung der Liebe aus ihrer romantisierenden Verpackung.
Sehr früh wurde ihm klar, dass es gerade die Malerei ist, die zur Gestaltung des öffentlichen Raums abseits konsumorientierter Werbebotschaften einen spielerischen, nicht zweckorientierten Beitrag leisten kann und damit Veränderungsprozesse und Veränderungspotentiale sichtbar und erlebbar macht. Obwohl ihm die Kraft und Bedeutung von ausformulierter Ästhetik bewusst und durchaus ein Anliegen ist, geht es Tripolt als Maler im öffentlichen Raum niemals um Behübschung, sondern viel mehr um Sichtbarmachung von Situationen und Vorgängen, die bisher unbeleuchtet oder unterbeleuchtet blieben. Allgemeinen Transformationsprozesssen, wie die Totalprivatisierung öffentlicher Räume mittels kommerzieller Dauerpenetration, setzt Tripolt Aktionen wie „paint back!“ entgegen, in denen durch gemeinsame Arbeit mit vom Konsumdruck nicht ergriffenen Personen (sinn- und arbeitsuchende Jugendliche, Obdachlose, Asylwerber,…) eine neue Qualität und Rückeroberung von Öffentlichkeit entsteht.
Ganz ähnlich ist seine Herangehensweise beim Schreiben von Liebes- und Lebens- und Lebenslügenliedern. Die Kraft von Poesie und sprachlicher Ästhetik sind ihm wichtig, der handwerkliche Umgang mit Sprache ein Anliegen, niemals aber, betont er gerne, dürfen seine Lieder zur romantisierenden Verpackung, oder gar zur Marketingabteilung der Liebe werden.Markus Tripolt zur Intention seines Lied-Experiments – und zum Schauplatz der Darbietung: «Gerade in den letzten Jahren hat das Leben bei mir laut und deutlich angeklopft, sind Liebesbeziehungen zerbrochen und vermeintliche Sicherheiten für immer verloren gegangen. Mit den Lebenslügenliedern klopfe ich mal zart, mal laut und deutlich zurück, untersuche mir bisher verborgene Mechanismen der Liebe und stelle der Romantik, wann immer sie sich bereitzumachen versucht, ein Paradox in den Weg. Ob diese Lieder in den Perinetkeller passen, ob sie die ungezügelte Vergangenheit des Ortes verhungern lässt, oder ob meine Lebenslagenlieder vielleicht sogar den Rahmen sprengen… darauf bin ich gespannt.»
Besetzung: Gitarre, Bass, ev. Klarinette
Der Perinetkeller ist das ehemalige Atelier der Wiener Aktionisten und wird seit Juni 2016 vom Institut ohne direkte Eigenschaften (IODE) ohne Subventionen betrieben. Spenden sind erwünscht. Kein Konsumzwang. Getränke gegen Spenden. Wir raten dringend, ein persönliches Glaserl mitzubringen – andernfalls droht der Plastikbecher. Klo am Platz (ca. 100 m).