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Hommage an Wolfgang Bauer (1941-2005).
24. Mai 2018 @ 19:30
Der Autor, Musiker und Literaturwissenschaftler Thomas Antonic – im Gespräch mit Thomas Mießgang – stellt sein eben im Ritter-Verlag erschienenes Buch «Wolfgang Bauer: Werk, Leben, Nachlass, Wirkung» vor. Aus diesem Anlass wird im Perinetkeller – erstmals in Österreich – der 30-minütige Film «Das stille Schilf» aus dem Jahr 1970 präsentiert. Er basiert auf einer Lesung Wolfgang Bauers in einem Berliner Altersheim, bei dem die Insassen «das Publikum» spielten.
In Kooperation mit dem Ritter Verlag.
Foto Antonic: © Thomas Ringhofer, Foto Bauer: © Ferdinand Neumüller
Thomas Antonic: «Wolfgang Bauer: Werk, Leben, Nachlass, Wirkung» (Ritter Verlag 2018)
Wolfgang Bauer (1941-2005), von Elfriede Jelinek als „wichtigster zeitgenössischer österreichischer Dramatiker“ tituliert, gehört zu jenen Autoren, deren Schaffen unter Kennern zwar Kultstatus hat, im Theater-, Literatur- und Wissenschaftsbetrieb aber weitgehend ignoriert wird.
Das vorliegende Buch von Thomas Antonic ist die erste Monographie zum Gesamtwerk eines der exzeptionellsten Autoren der deutschsprachigen Literatur der letzten Jahrhunderthälfte und entwickelt, unter Einbezug der vorhandenen Nachlassmaterialien, erhellende und innovative Lesarten von Bauers Frühwerk, von den Erfolgsstücken wie „Magic Afternoon“ (1967), die das einstmalige Image des „Theater-Popstars“ begründen sollten, und nicht zuletzt von den poetologisch hochkomplexen Arbeiten seit den späten 1970ern. Der Band verweist durch akribische Analysen auf die gesamtkulturelle Bedeutung eines wieder, bzw. noch zu entdeckenden Autors, den Peter Handke einmal als „das einzige Genie unter uns allen“ apostrophierte.
Film «Das stille Schilf»
1969 war Wolfgang Bauer durch seine Stücke „Magic Afternoon“ und „Change“ gerade zum neuen Star des deutschsprachigen Theaters geworden. Bereits 1970 war er der meistgespielte Bühnenautor in Österreich und Deutschland. Unmittelbar nach der Uraufführung von „Change“ verstörte er Ende 1969 die Kritik mit der Publikation seines Buches „Das stille Schilf: Ein schlechtes Meisterwerk“, in dem „schlechte Gedichte mit schlechten Zeichnungen und einer schlechten Schallplatte“ zu finden waren. Bauer ging sodann auf eine Lese-Tournee, begleitet von Herbert Feuerstein an der Orgel, und trat unter anderem im Frankfurter „Café der Tierfreunde“ auf, zwischen mehreren Dutzend Käfigen mit Affen und Papageien, wobei gegen Ende der Lesung Blumentöpfe in Trümmer gingen und Torten durch den Saal flogen. In Graz stand Bauer mit Pyjama und Schischuhen auf der Bühne. Nach Ende der Tournee wurde eine solche Lesung vor Komparsen aus einem Altersheim, die das Publikum darstellen sollten, in Berlin für einen Film inszeniert. Der 30-minütige Film „Das stille Schilf“ aus dem Jahr 1970 wird im Perinetkeller zum ersten Mal überhaupt in Österreich gezeigt.
Thomas Antonic, Autor, Musiker, promovierter Literaturwissenschaftler, lebt und arbeitet zumeist in Wien. Literaturförderungspreis der Stadt Graz 2016, Max Kade-Stipendiat an der University of California in Berkeley 2014/15, Postdoc Fellow an der Stanford University 2013. Herausgeber von Werken aus dem Nachlass Wolfgang Bauers (Der Rüssel, 2015; Der Geist von San Francisco, 2011) und Joe Bergers. Letzte Einzelveröffentlichungen: Flackernde Felsbilder übler Nachtvögel (Ritter 2017), Dead Line (2016, als Flugschrift #16).
Der Perinetkeller ist das ehemalige Atelier der Wiener Aktionisten und wird seit Juni 2016 vom Institut ohne direkte Eigenschaften (IODE) ohne Subventionen betrieben. Spenden sind erwünscht. Kein Konsumzwang. Getränke gegen Spenden. Wir raten dringend, ein persönliches Glaserl mitzubringen – andernfalls droht der Plastikbecher. Klo am Platz (ca. 100 m).