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Gerhard Jaschkes Nekrothek, die Zweite: Erinnerung an Josef Enengl.

13. Oktober 2017 @ 19:30

Spätestens in seinem Buch «Kurumba oder die nicht geschriebenen Sätze» – Kurumba ist jene Malediven-Insel, auf der in rätselhafter Weise der Beuys-Schüler und Konzeptkunst-Shootingstar Blinkly Palermo starb – weist sich Autor Gerhard Jaschke als literarischer Lobbyist für lebende und verstorbene Schriftsteller-KollegInnen aus, die «stets weg vom Fenster» waren. Als Ort der leidenschaftlichen Würdigung dieser Outsider ist der Perinetkeller aus Jaschkes Sicht wie geschaffen. Umgekehrt: das Institut ohne direkte Eigenschaften (IODE) freut sich, in Gerhard Jaschke einen Partner gefunden zu haben, der die Resistenz gegen die Umgarnungen des kommerziellen Kulturbetriebs zu einem Kriterium lesenswerter Literatur macht. Für sein Projekt im Perinet-Keller namens «Jaschkes Nekrothek» (sie öffnet einmal im Monat ihr Tor) hat er den Kreis der vom Feuilleton und seinen Kunstpäpsten weithin unbeachteten Schreibsüchtigen eingeschränkt: Jaschke redet nur über Dichter und Bohemiens, die zu früh aus unserer Welt gegangen sind, von Joe Berger bis Rolf Schwendter. Jaschkes Nachrufe holen die Unkorrumpierbaren in die Welt zurück, und sei es nur in die Unterwelt des Perinetkellers.

Der 1949 in Wien geborene Gerhard Jaschke gründete 1975 zusammen mit Hermann Schürrer die Literaturzeitschrift «Freibord» , der Herausgeber er heute noch ist. Zwei Jahre davor war die Grazer Autorenversammlung (GAV) entstanden, inzwischen in «Grazer Autorinnen Autorenversammlung» unbenannt. Die GAV ermöglichte den Exodus fortschrittlicher AutorInnen aus dem P.E.N., dessen Strukturen und dessen inhaltliche Orientierungen zum Teil haarsträubend erschienen. Die zünftlerische und antielitäre Haltung des P.E.N.-Clubs konnte von diesen AutorInnen nicht mitgetragen werden. So wurde in den P.E.N. nur aufgenommen, wer mindestens zwei Bücher publizierte. Jaschke war die alternative Extremposition sympathischer. Nach H. C. Artmann könne man Dichter oder Dichterin sein, ohne einen Satz geschrieben zu haben. Es komme eher auf die Bereitschaft zu «poetischen Acten» auf der Schnittfläche von Alltag, Aufbegehren und Ästhetik an. Jaschke wurde auf Betreiben Ernst Jandls 1979 in den Vorstand gewählt. Eine Periode lang war Gerhard Jaschke gemeinsam mit Christine Huber Co-Geschäftsfüher der GAV. Als Kulturgeschichtler war er Lehrbeauftragter an der Akademie für bildende Künste in Wien; an der Uni Innsbruck hielt er Poetik-Vorlesungen.

Die Nekrothek im Perinetkeller stellt am Freitag, 13. Oktober den im Hausruckviertel geborenen und 1992 in Wien gestorbenen Josef Enengl vor. Ohne sich einer bestimmten literarischen Grupe zugehörig zu fühlen, stand er in seiner Lyrik und Prosa dem Surrealismus nahe. Er teilte das Standardschicksal aller österreichischen Surrealisten: In einem Scheinwerferkegel stand er nie, selbst wenn er das gewollt hätte. In seinen letzten Jahren lebte er extrem zurückgezogen im proletarischen Ottakring. In Jaschkes «Freibord» erschienen als Sonderdrucke seine «Traumaufzeichnungen», aus denen Gerhard Jaschke u.a. lesen wird.


Der Perinetkeller ist das ehemalige Atelier der Wiener Aktionisten und wird seit Juni 2016 vom Institut ohne direkte Eigenschaften (IODE) ohne Subventionen betrieben. Spenden sind erwünscht. Kein Konsumzwang. Getränke gegen Spenden. Wir raten dringend, ein persönliches Glaserl mitzubringen – andernfalls droht der Plastikbecher. Klo am Platz (ca. 100 m).

Details

Datum:
13. Oktober 2017
Zeit:
19:30
Veranstaltungskategorie:

Veranstaltungsort

Perinetkeller
Perinetgasse 1
Wien, 1200 Österreich
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