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«FastEinTheater», Streich Nr. 2
19. November 2018 @ 19:30 - 21:30
Einmal mehr: Der Perinetkeller lädt zu einer Lese-Performance mit Musik. Ein Schmankerl der Wiener literarischen Avantgarde als zweite Produktion der Theatertruppe des Instituts ohne direkte Eigenschaften, «FastEinTheater», unter der Leitung von Peter Friedl: die «Radiofantasie» von Gerhard Rühm mit dem vielversprechenden Titel «Von Graz nach Grinzing oder Robert Blum im Himmel».
Das Stück führt das Publikum in die eigentümliche Welt des steirischen Musikers, Visionärs und Schriftstellers Jakob Lorber (1800-1864). Über dessen Leben und Werk gibt ein Essay Auskunft, den Gerhard Rühm in die Mitte einer ebenso geisterhaften wie heiteren Geschichte eingeschoben hat, die im Wesentlichen auf Material aus Lorbers Schrift „Eine Geister-Szenerie. Gewaltsamer Eintritt des Robert Blum, seine Erfahrung und Führung im Jenseits“ beruht.
Der historische Robert Blum (geb. 1807 in Köln) war u.a. Schriftsteller und Sprecher der Demokratischen Linken in der Frankfurter Nationalversammlung; während der 1848er Revolution kam er nach Wien, schloss sich den kämpfenden Republikanern an, wurde gefangen genommen und – trotz seiner Immunität als Abgeordneter – zum Tode verurteilt und von Alfred Fürst zu Windischgrätz im 20. Bezirk hingerichtet. Die Radiophantasie erzählt von der Nachtod-Existenz Blums, der zunächst noch verloren in schwarzer Leere sein Schicksal beklagt, nach einiger Zeit jedoch seinem Mörder vergibt, zu Jesus und so wieder festen Boden unter den Füßen findet und schließlich mit herrlichem Haus und prachtvoller Frau, einer ehemaligen Barrikadenkämpferin, belohnt wird.
Die Beschäftigung mit den über 10.000 Buchseiten umfassenden «Neuoffenbarungen» Jakob Lorbers, der sich selbst als «Schreibknecht Gottes» bezeichnete, dokumentiert Rühms besonderes Interesse am Phänomen des automatischen Schreibens. In seiner Radiophantasie überführt Rühm die «naive» und «von außen gelenkte» Dichtung Lorbers mittels Neumontage in ein Stück avancierter Sprachkunst und lässt diese im Licht der Aufklärung als außergewöhnliches Exempel noch zu entdeckender Fantasy-Literatur erstrahlen.
Gerhard Rühm, geboren 1930 in Wien, war Mitte der fünfziger Jahre Mitbegründer der «Wiener Gruppe» (mit Achleitner, Artmann, Bayer und Wiener), die in engem künstlerischen Kontakt mit den Wiener Aktionisten stand.
Der Perinetkeller ist das ehemalige Atelier der Wiener Aktionisten und wird seit Juni 2016 vom Institut ohne direkte Eigenschaften (IODE) ohne Subventionen betrieben. Spenden sind erwünscht. Kein Konsumzwang. Getränke gegen Spenden. Wir raten dringend, ein persönliches Glaserl mitzubringen – andernfalls droht der Plastikbecher. Klo am Platz (ca. 100 m).