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Eine Nachbestattung für den Mutigsten

3. Juli 2021 @ 14:00 - 17:00

Rudolf Schwarzkogler als Modell, 1962. Wir danken dem Fotografen Wilfried Klanjsek-Bratke für Genehmigung der Wiedergabe. Foto: © mumok — Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien
Rudolf Schwarzkogler als Modell, 1962. Wir danken dem Fotografen Wilfried Klanjsek-Bratke für die Genehmigung der Wiedergabe.
Foto: © mumok — Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien

Vor einem halbem Jahrzehnt wurde der Perinetkeller, das in den 1960er-Jahren für Aufsehen sorgende freie Atelier der Wiener Aktionisten, der Subkultur der Hauptstadt zurückerstattet. Rasch bildete sich eine aus Künstlerinnen und Kulturvermittelnden bestehende NutzerInnengruppe, die unter dem Titel «Institut ohne direkte Eigenschaften» (IODE) Ende Juni 2016 ein abenteuerliches Erbe antrat. Eine spontane Spende von weissen Klappsesseln durch das Filmarchiv Austria ermöglichte eine ansatzlose Revitalisierung des Kellers. Die Triumphe, die die Hauptprotagonisten Muehl, Brus und Nitsch in der Welt des Kunstmarkts feierten, erübrigten alle Versuchungen, auch dem Keller museale Funktionen zu übertragen.

IODE konnte sich auf die Präsentation politisch intervenierender, junger und marktferner Kunst konzentrieren oder eigene Produktionen, in den buntesten Genres, realisieren (Beispiele: das Lesetheaterensemble «Fast ein Theater» oder den «BRUS DAY», ein Aktionstag der Kunst im öffentlichen Raum). Seinen 5. Geburtstag widmet das IODE Rudolf Schwarzkogler (1940-69), dem einzigen aus dem Aktionistenquartett, der in Vergessenheit zu geraten droht. Im vergangenen November wäre Schwarzkogler 80 Jahre alt geworden, wäre er nicht schon im Alter von 28 Jahren infolge eines Sturzes aus dem Küchenfenster verstorben. Durch eine Fehlinterpretation von Fotos einer Performance entstand 1972 die Legende, sein Tod wäre durch eine radikal selbstzertörerische künstlerische Aktion verursacht worden.

Aus Anlass des Perinetkeller-Jubiläums gestaltet der Schriftsteller und Grabforscher Wolfgang Koch (Hollitzer Verlag) in Kooperation mit IODE eine Erinnerungsführung am Wiener Zentralfriedhof. Der Künstler ist nicht in einem Ehrengrab oder in einem ehrenhalber gewidmeten Grab der Stadt Wien, sondern in der privaten Grabstätte Nr. 76, Gruppe 10, bestattet worden. Die Belegdauer ist seit Jahren erloschen, der Grabstein wurde entsorgt. Nichts in der eingeebneten Begräbnisstätte erinnert daran, welcher Persönlichkeit Überreste hier gebettet sind.

In der Begehung am Samstag, 3. Juli, wird Koch zusammen mit TeilnehmerInnen nachholen, was das Kulturamt versäumt hat. Auf der 10-Minuten-Strecke vom Tor 1 zum eingeebneten Grab soll ein analoges Navigationsystem entstehen, das temporär die Orientierung für den Tausch von Schwermut erleichtert. Mit der Erkundung des Nichtortes gewinnen wir für den Moment des IODE-Jubiläums die Unverbindlichkeit des Nichtdaseins als Reichtum zurück.

Treffpunkt: 3. Juli 2021, 14.00 Uhr, Tor 1, Simmeringer Hauptstrasse 230 (Strassenbahnlinien 73, 6)

Details

Datum:
3. Juli 2021
Zeit:
14:00 - 17:00

Veranstalter

IODE

Veranstaltungsort

Zentralfriedhof Tor 1
Simmeringer Hauptstraße 230B
Wien, Wien 1110 Österreich
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